Science Blog 1_2020: 10 Jahre Jugend forscht Regionalwettbewerb Rhein-Main Ost in Hanau

Sechs Regionalsieger in den Kategorien Jugend forscht und Schüler experimentieren treten bei den Landeswettbewerben in Hessen an – Projekt „Praktikumsjahr“ geht den erfolgreichen Schritt vom Regionalsieg zum Start-up

Einen besonderen Tag hatte sich der Hanauer Technologiekonzern Heraeus für seine Jugend forscht-Jubiläumsveranstaltung ausgesucht. Genau am Schalttag war das Patenunternehmen zum zehnten Mal Gastgeber des Regionalwettbewerbs Rhein-Main Ost und stand wieder ganz im Zeichen der 55. Auflage des wohl bekanntesten Nachwuchswettbewerbs Deutschlands. Unter dem Motto „Schaffst Du!“ stellten sich 32 Projekte in den Kategorien „Jugend forscht“ (14 Projekte) und „Schüler experimentieren“ (18 Projekte) dem spannenden Wettbewerb. Die 56 Jungforscherinnen und Jungforscher kamen von Schulen aus Biebergemünd, Dietzenbach, Freigericht, Fulda, Großkrotzenburg, Hanau, Niederaula und Nidda. Sie traten in den Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo/Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik an. Die Vielfalt der eingereichten Projekte war wieder einmal sehr beeindruckend. Im Fokus standen vor allem Arbeiten zu den Themen Digitalisierung, nachhaltige Energieversorgung, Plastikersatz sowie kluge Ideen für den Alltag. Jeder Regionalsieg wurde mit 75 Euro Preisgeld gewürdigt.

Großer Gewinner war das Franziskanergymnasium Kreuzburg aus Großkrotzenburg mit gleich drei Regionalsiegen. Für die beste interdisziplinäre Arbeit bei Jugend forscht wurde Mathea Pütz ausgezeichnet. Sie untersuchte, welchen Einfluss die globale Klimaerwärmung auf den Kohlendioxid-Ausstoß von Bodenorganismen hat. Sie fand heraus, dass es einen Teufelskreis gibt, denn die globale Erwärmung führt bis zu einer Temperatur von 35 °C zu einer Vermehrung der Bodenorganismen und damit zu einer Steigerung der Kohlendioxid-Produktion. Ihr jüngerer Bruder Samuel Pütz gewann bei Schüler experimentieren in der Kategorie Geo- und Raumwissenschaften mit einem Projekt über Laufbusse in Hainburg. Dabei treffen sich Schulkinder an bestimmten Haltestellen und laufen gemeinsam auf festgelegten Routen zur Schule. Samuel will das Laufbus-Projekt für Schülerinnen und Schüler einer Grundschule in Hainburg umsetzen und sucht dafür noch Sponsoren für die Gestaltung der Hinweisschilder. Ebenfalls bei Schüler experimentieren siegte Jorge Hartmanshenn für das beste Chemie-Projekt.

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Jorge Hartmanshenn präsentiert sein cooles In-Getränk für Jugendliche (Foto: Wetterau)

Er entwickelt ein cooles, schmackhaftes In-Getränk für Jugendliche, dass seine Farbe ändert, wenn man einen bestimmten Zusatz in die Flüssigkeit mischt. Dazu arbeitet er mit verschiedenen Früchtetees und Fruchtsäften.

Einen großen Erfolg konnte auch die Ludwig-Geißler-Schule in Hanau feiern. Bei Jugend forscht gewannen Jannik Felix, Timo Skrobanek und Nico Graefe im Fachgebiet Mathematik/Information für ihr Projekt „BrainDating“. Die Plattform-Applikation soll Schülerinnen und Schülern die Nachhilfe erleichtern. „Wir wollen mit unserer App dazu beitragen, dass die Schüler gemeinschaftlich und mit mehr Freude lernen. Mit BrainDating bauen wir ein Netzwerk auf, das die Schüler untereinander vernetzt, sodass jeder die Möglichkeit hat, mittels eines intelligenten Algorithmus schnell und unkompliziert seinen optimalen Nachhilfepartner zu finden“, sagte Jannik Felix bei der Vorstellung des Projekts. Die Ludwig-Geißler-Schule in Hanau erhielt zusätzlich den mit 1000 Euro dotierten Jugend forscht Schulpreis.

Auch die Rabanus Maurus Schule aus Fulda glänzte mit zwei Top-Projekten: Bei Jugend forscht siegte Samuel Müller im Fachgebiet Technik. Er entwickelt ein alternatives, klimafreundliches Kühlsystem in Häusern und nutzt den Effekt, dass bestimmte Salze beim Lösen ihren Lösungsmitteln Energie entziehen. Für sein Experiment baute er ein Modellzimmer im Maßstab 1:29 mit einem Wärmeaustauscher

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Samuel Müller siegt im Fachgebiet Technik und tritt beim Landeswettbewerb Hessen in Darmstadt Anfang April an. (Foto: Wetterau)

in der Decke, das durch das Lösen des Salzes Ammoniumchlorid (im Kreislauf) gekühlt wird. Bei Schüler experimentieren holten sich Eva-Marie Kreß und Paulina Breitenbach im Fachgebiet Biologie den ersten Platz für ihre Untersuchung, ob sich Jungen oder Mädchen besser in einem Supermarkt orientieren können und schneller Artikel finden und einkaufen können. Beruhigendes Ergebnis: Es hängt nicht vom Geschlecht ab!

Die Regionalsieger haben nun die Chance, sich beim Landeswettbewerb am 2./3. April in Darmstadt für den Bundeswettbewerb zu qualifizieren. Die Sieger von „Schüler experimentieren“ (ab 4. Klasse bis 14 Jahre) treten in einem eigenen Landeswettbewerb am 27./28. März in Kassel an.

Erfolgsgeschichte: 10 Jahre Jugend forscht bei Heraeus

10 Jahre Jugend forscht bei Heraeus ist eine Geschichte mit vielen Erfolgsprojekten: Seit 2011 haben rund 650 Forschertalente mit über 300 Projekten in den Bereichen Schüler experimentieren und Jugend forscht den Regionalwettbewerb als Plattform genutzt und mit ihren kreativen Ideen bereichert. Insgesamt stellt der Regionalwettbewerb Rhein-Main Ost nun 42 Regionalsieger (Kategorie Jugend forscht), sechs hessische Landessieger, einen Bundessieger sowie einen Europameister. Ich selber durfte als Regionalpatenbeauftragter den Regionalwettbewerb Rhein-Main Ost von 2011-2018 acht Jahre lang betreuen und moderieren. Ich bin dem Nachwuchswettbewerb weiter eng verbunden und finde es beeindruckend, mit welchem Engagement und welcher Kreativität sich unser Forschernachwuchs aktuellen Problemen nähert und Lösungen entwickelt. Und manchmal wird eine Idee beim Regionalwettbewerb unabhängig von Jugend forscht weiterentwickelt. Besonders erfreulich ist daher, dass einige der vorgestellten Projekte auch ganz eigene Erfolgsgeschichten schreiben, wie das nachfolgende Beispiel eindrucksvoll zeigt.

Praktikumsjahr: Mutiger Schritt zum Start-up

2018 wurden Jan Herold Müller, Johannes Feik und Malte Bürger aus Fulda mit ihrem Projekt „Praktikumsjahr“ Regionalsieger im Bereich Arbeitswelt. Beim Landeswettbewerb Hessen wurde das Praktikumsjahr mit dem Sonderpreis “Jugendunternimmt Summer School” gewürdigt. Für ihre innovative Lösung wurden Jan, Malte und Johannes 2018 zudem mit dem Hessischen Gründerpreis in der Kategorie “Gründung aus der Hochschule” geehrt.

Mittlerweile haben sie sich gemeinsam mit Hendrik Heil mit ihrer Idee neben Ausbildung, Abitur und Studium selbstständig gemacht. Sie haben eine Plattform entwickelt, bei der Praktikanten das richtige Unternehmen finden können und umgekehrt. Im Frühjahr 2019 starteten die ersten Praktikanten ihr Praktikumsjahr in Fulda. Die Anmeldezahlen auf Schüler und Unternehmerseite steigen weiter an und Stand Februar 2020 sind 400 Praktikanten und 80 Unternehmen beim Praktikumsjahr registriert. „Wir wollen bald in ganz Deutschland Schülern helfen, ihren Traumberuf zu

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Die Macher vom „Praktikumsjahr“ geben den „BrainDating“-Entwicklern Tipps für den Landeswettbewerb Hessen. (Foto: Wetterau)

finden. Unternehmen sollen überall von unserer einfachen Plattform profitieren. Heute unterstützen wir bereits viele Unternehmen aus Hessen und unserer Heimatstadt Fulda“, freut sich Malte Bürger über den erfolgreichen Start der Plattform. Inzwischen gibt es auch eine Kooperation mit der Hessenchemie, dem Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e. V. Für das junge Team war es daher selbstverständlich, beim diesjährigen Regionalwettbewerb den interessierten Jungforschern Tipps zu geben, wie man den Weg vom Regionalwettbewerb zum eigenen Start-up gehen kann.

Mehr zum Projekt Praktikumsjahr unter: www.praktikumsjahr.de

Mehr zum Autor (Labor für Kommunikation) unter: www.labor-für-kommunikation.de

 

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